Vor einigen Tagen hatte ich ein sehr intensives Gespräch mit einer knapp neunzigjährigen Dame die mir als Kind sehr geholfen hat. Uneigennützig geholfen hat, einfach aus Freundschaft und Verbundenheit zu meinen Eltern und wie sie selbst sagt: „Weil ich konnte.“ Durch ihre Initiative wurde ich von einem Leiden kuriert, das mich die ersten Jahre meines Lebens begleitet hat. Seit dieser Zeit fühle ich mich ihr sehr verbunden.

Bei meinem letzten Besuch In ihrem Haus, in dem sich überall Bücher befinden, sind wir bei ihrem bewegten Leben angelangt. Denn viele Bücher stehen in einem engen Zusammenhang mit Episoden in ihrer turbulenten Lebensreise.

Als Sudetendeutsche aus ihrer Heimat im heutigen Tschechien vertrieben hat ihr Vater schon während des 2. Weltkriegs ein unternehmerisches Standbein im heutigen Österreich aufgebaut, welches dann von ihr in 4. Generation mit 18 Jahren, aufgrund der schweren Krankheit ihrer Eltern übernommen wurde.

Sie verlegte ihren Standort in unseren Ort und baute das Unternehmen bis auf eine Größe von 60 Mitarbeitern aus. Sie ist bis heute die jüngste Person in dieser Branche, die jemals einen Meisterbrief verliehen bekam und trotz der großen Schwierigkeiten und harten Arbeit blieb sie immer ein fröhlicher, lebensbejahender Mensch.

Parallel zum Aufbau ihres Unternehmens hat sie so nebenbei einen Tischtennisverein, sie war Landesmeisterin der Damen und einen Tennisverein initiiert und gegründet, hat beim Faschingsclub als Büttenrednerin der Politik pointiert den Spiegel vorgehalten. Als wäre das nicht genug hat sie, um ihre Mitarbeiter gesund zu erhalten die Akkupunktur erlernt und angewendet und einen Kneippverein gegründet, mit dem Ziel, Menschen bis ins hohe Alter möglichst gesund und mobil zu erhalten. Für die von ihr mitbegründete Laienschauspielgruppe steht sie nach wie vor als Publikumsliebling auf der Bühne und in öffentlichen Diskussionen bringt sie ihre Anliegen mit geschliffenen Worten und klarer Position zur Sprache.

Als ich sie fragte, wie sie das alles erfolgreich unter einen Hut bringen kann und wie es ihr gelang all diese Projekte in der Zeit nach einem Weltkrieg und dem dadurch herrschenden Mangel umzusetzen, sagte sie den unglaublichen Satz, der mich seitdem beschäftigt:

„Wir hatten nichts, aber wir hatten uns!“

Auf die Frage, wie ich das, denn verstehe dürfe meinte sie. Es war der Zusammenhalt, die Bereitschaft sich einzubringen, die Bereitschaft etwas, dass man besaß zu teilen. Einer Idee zu folgen ohne als erstes auf den eigenen Vorteil zu achten. Sich etwas zu zutrauen und anzupacken, ohne dafür die formale Qualifikation zu besitzen. Risiken einzugehen und zu wissen, es gibt viele die hinter einem stehen und wenn es hart kommt, dann konnte man auf die Unterstützung vieler vertrauen.

Seit diesem Tag betrachte ich mein gesellschaftliches Umfeld anders und es beschäftigt mich die Frage:

„Haben wir uns noch?“

Diese Frage stellt sich auch für sie als Führungskraft. Wenn sie und ihre Mitarbeiter diese Frage für in ihrem Führungsbereich nicht uneingeschränkt mit ja beantworten können, dann verlieren Sie kurzfristig Performance und langfristig Mitarbeiter.

Wir von FiNOLEM können sie dabei unterstützen ihr Team wieder zusammenzuführen!